Auch Klee ist nur grün

 

Überholmanöver

So neben ihr zu sitzen und ihr Profil ansehen zu können, ihre Art, an der Zigarette zu ziehen, erinnerte ihn an glücklichere Zeiten und es schlich ein Beklommenheitsgefühl in ihm hoch. "Was wäre, wenn ich sie wieder anfassen, ihre Haut atmen, ihre Lippen schmecken würde?" dachte er just in dem Moment, in dem er an die Seite geschleudert wurde.

Noch benommen von dem Schock blickte er Britta an, die ihn wiederum mit einem irren Blick bedachte, der ein noch nie dagewesenes Strahlen aufwies. "Was zum Teufel hast Du getan?" fuhr er sie an, als er Sekunden später seine Fassung wiedergewann. "Ich will doch nur den Wagen hier austesten, schließlich muß er ja was können!" erwiderte sie schon fast genervt. "Deshalb mußt Du doch keine lebensgefährlichen Überholmanöver starten, schon gar nicht, wenn die linke Spur frei ist. Willst Du mich umbringen??" schrie er sie hilflos an. "Vielleicht?" entgegnete sie ihm schelmisch.

Er versuchte, sich zurückzulehnen und hoffte, bald das Ziel erreicht zu haben. Was auch sonst hätte er tun können, bei 200 Sachen aus nem fahrenden BMW springen?

Nochmal ließ er seinen Blick zu ihr wandern, sah ihre Hände, die schon wieder eine Zigarette an ihren sinnlichen Mund führten, sah diese roten Locken, die sich wild um ihr Gesicht kräuselten und von der hochgeschobenen Sonnenbrille nur leicht im Zaum gehalten wurden, und schaute in ihr Gesicht. Etwas war heute komisch an ihr, sie blickte anders als sonst- lebensmüder, abgebrühter, aber auch aufgeregter.

Nach ein paar Kilometern ohne Zwischenfälle und auch ohne Worte, lenkte Britta den 7er BMW geschmeidig in die nächste Ausfahrt. Sie passierten ein Waldstück, um dann auf einem großen Parkplatz nahe eines Sees zu halten.

Kokett lächelnd, nahm sie ihre Tasche, zündete sich eine ihrer heißgeliebten Luckies an, schloß den Wagen ab, nahm ihn an die Hand und sagte:"Na, komm schon!"

 Katharina Kruse, 11.09.2003 weiter
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