Das schiefe Tor

 

Wie man sich findet ...

Panisch berührt blieb er stehen.
Warum nur musste das alles so schnell, so unglaublich schnell gehen?
Hastig sah er sich um.
Nein, keine Verfolger mehr.
Oder doch?
War da nicht gerade ein Schatten? Eine Bewegung?

In diesem, von den Unbillen des Herbstes entkleideten Stückchen Wald, mitten im Nirgendwo.
Ohne Papiere, ohne Nahrung seit mehr als 12 Stunden.
Und zudem: Ohne eine Ahnung, wieso dieser Aufstand.

Sein Atem ging schnell. Sein Herz pochte. Seine Häscher - vielleicht weit entfernt, vielleicht zu nahe schon.
Er sah sich um.
Zwischen all den Stämmen kein Mensch.
Nicht ein Tier.
Perthés wusste ja nicht einmal, wo er hier war.
Und nun war er fort.
Seit dieser putzige, kleine Fellball das letzte Mal gesprochen hatte, waren auch gute 30 Minuten vergangen.
Nun sah der Mann, dessen einzige Beklediung aus den paar Lumpen bestand, in denen er wach geworden war, wieder auf seine Schulter.
Perthés schlief.
Um nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen, wisperte der Mann so leise er konnte:
"Eh. He! Perthés. Wach auf. Hilf mir, Perthés!"
Das orangefarbene Wesen, welches keiner heutzutage mehr bekannten Lebensform zugeordnet werden konnte, hob seinen runden, ebenfalls von dichtem Fell bedeckten Kopf, sah seinen Begleiter aus den tiefschwarzen Knopfaugen an und blinzelte.

Letztlich sah er sich um, ließ aus seinem kräftig bezahnten Mäulchen ein herzhaftes Gähnen ertönen und entschloss sich denn doch, zu reagieren. Zum Schreck des Mannes sprach Perthés mit normaler Lautstärke.
"Ist nicht die Zeit für Hilfe. Zeit zum Schlafen. Warum machst du so einen Aufstand? Sie sind weg!"
Der Mann sah sich um.
Hatte die Kreatur Recht?

 Nick Weinberg, 23.08.2005 weiter
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