Hackfleisch im Gemüsebouillon

 

Erste Verwicklungen

Sanjiv war aber überrascht, als sich der Fahrer wieder meldete. Sein Auftreten hatte sich verändert. War er bei der Fahrt vom Flughafen zuvorkommend und höflich, ja fast jovial gewesen, schien er jetzt verschlossen und reagierte nur mürrisch auf sämtliche Konversationsversuche.

Schließlich ließ der Fahrer sich entlocken, daß er ein kleines Problem hätte und fragte Sanjiv, ob er ihm finanziell unter die Arme greifen könnte.

Er wollte natürlich nichts darüber wissen. Zumindest nicht, ohne sich die Geschichte in all ihren Details angehört zu haben. "Mann, das wollen Sie gar nicht hören."

"Das kann sein," antwortete Sanjiv. "aber Sie wollen etwas von mir, und da ist es doch nur recht und billig, mir zumindest die Gründe dafür mitzuteilen."

"Ich habe meine Schwiegermutter umgebracht."

Sanjiv war sprachlos. "Wieso das denn?"

"Hackfleisch im Gemüsebouillon." Der Mann wirkte plötzlich müde und ziemlich genervt. "Sie lachen, ja, dabei geht es mir richtig dreckig. Und ein Problem habe ich auch."

Von außen betrachtet schien Sanjiv, als hätte der Fahrer einige davon. Wenn ihn seine kulinarischen Vorlieben zu solchen Taten verleiteten, dann war er doch glatt ein Fall für die Klapsmühle. Er rang sich trotzdem eine höfliche Rückfrage ab. "Was für ein Problem?"

"Die Leiche, Mann. Im Kofferraum. Wir müssen sie beseitigen."

Sanjiv wurde etwas schwindlig. Plötzlich wurde ihm klar: jetzt hatte er ein Problem.

 José Harvey, 29.04.2002 weiter
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