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Prolog

Ich weiß nicht, ob sie das Gefühl kennen, nachts auf dem Bahnhof zu sitzen. Eingewickelt in Ihren langen Mantel, den Kragen hochgeschlagen, die Knie zusammengepresst, die Schultern zusammengezogen. Und dennoch kriecht langsam die Kälte zu Ihnen hinein.

Auf der anderen Seite des Gleises sehen Sie drei Wartende. Einer geht ständig auf und ab, schaut auf Fahrpläne, Leuchttafeln und seine Armbanduhr, die anderen beiden kicken eine leere Blechdose über den Boden. Und im Hintergrund das permanente Summen der elektrischen Drähte. Hin und wieder fährt ein Zug in den Bahnhof. Sie sehen ihn nicht kommen, hören nur die dumpfen Laute der Maschinen und das kreischende Quitschen der Bremsen, die einsam schreien in die Nacht.

Wie gesagt, ich weiß nicht, ob sie dieses Gefühl kennen, aber möglicherweise ist es Ihnen ja bekannt, und dann können Sie mich sicher verstehen.

Angefangen hat es damals aber ganz anders. Vielleicht sollte man bei der alten Brücke beginnen, vielleicht aber auch Jahre davor. Es kommt ganz darauf an, wo man die entscheidende Zäsur setzen möchte. Aber eines, und da besteht nicht der geringste Zweifel, ist eindeutig klar. Angefangen hat alles mit Clara...

 Stefan Krämer, 08.03.2001 weiter
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