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Hier nützt auch Cola nicht

Kurz vor der nächsten Ausfahrt war es dann soweit: Gequälte Autofahrerseelen saßen schwitzend am Steuer und hielten verkrampft Ausschau nach einer noch so kleinen Lücke, in die sie ihre Fahrzeuge pressen konnten. Auch ich versuchte mit meinem neuen Wagen kleinere Fahrzeuge auf der rechten Fahrbahn einzuschüchtern, um den freigewordenen Platz zur Flucht auf die Landstraße zu nutzen. Den Fahrer eines kleinen Corsas hatte ich durch geschickte Blink-, Hup- und Einlenk-Manöver bald soweit, daß er mir seine eineinhalb Meter freiwillig überließ. Als erfahrener Autoscooter-Kamikaze-Pilot wußte ich, was zu tun war: Ich riß das Lenkrad mit Schwung herum und wollte gerade energisch aufs Gaspedal treten, als die streitende Familie im Ford Trasit urplötzlich in die Lücke sauste, in der ich schon meinen Wagen wähnte. Ich warf einen grimmigen Blick in den Nachbarwagen, aber niemand schien mich zu bemerken.

Der Fahrer redete gestikulierend (und mit einem Auge den Verkehr verfolgend) auf die Beifahrerin ein, die Beifahrerin drehte sich immer wieder zu den Kindern auf der Rückbank um und suchte etwas zwischen den Sitzen, die Kinder tobten derweil auf der Rückbank. Eins der beiden warf, während es auf dem Polster hopste, ständig Papierschnipsel aus dem Fensterspalt, das andere rüttelte an der Nackenstütze des Fahrers herum. So lange, bis es sie schließlich verdutzt in den Händen hielt. Ich wagte mir kaum auszumalen, was nun passierte ...

 Stefan Krämer, 09.04.2001 weiter
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