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Donnerschlag

Alles ging so schnell, daß ich mich es auch heute noch schwer tue dieses Geschehen in Worte zu fassen. Aber ich bezweifele auch, daß Sie da großartig anders reagiert hätten.

Die Geschehnisse im Wagen neben mir entwickelten sich rapide zu einer mittelgroßen Gewitterwolke. Das Gesicht der Beifahrerin drohte regelrecht zu platzen. Selbst eine pralle Sonnentomate war im Vergleich zu dieser Gesichtsfarbe ein Bleichgesicht. Diese Anspannung mußten auch wohl die Kinder bemerkt haben, denn sie verschwanden mehr und mehr aus meinem Blickfeld in Richtung Wagenboden. Es war schwer sich bei diesem Schauspiel auf den Vordermann im Verkehr zu konzentrieren. Die Lücke zu meinem (und auch die Lücke auf dem Nachbarfahrsteifen) wurde irgendwie größer. Der Fahrer des Ford Trasid war jetzt mehr mit den Versuchen beschäftigt seine Beifahrerin zu besänftigen als das Gaspedal zu betätigen.

Doch dann entlud sich die Gewitterwolke im Innern des Autos mit riesigem Getöse. Selbst in meinen Ohren war das Gewitter mehr als deutlich zu hören. Ich bekam regelrecht eine Gänsehaut, als plötzlich von nebenan ein donnerndes "RUUUUUUUHHHHHHEEEEE !!!" herüber schall. Die Kinder waren nicht mehr zu sehen. Der Fahrer erstarrte zur Salzsäule. Wäre dieser Schrei nicht gewesen hätte man auch denken können die Autos rund um den Transid wären wegen des Staus stehen geblieben. Aber so kann man nicht genau definieren woran es letztendlich gelegen hatte.

Völlig benommen von dem Donnerschlag konnte ich aus den Augenwinkeln nur noch sehen, wie eine Gestalt um den Ford Transid hergestampft kam und auf meinen Wagen zu schoss. Die Beifahrerin des Nachbarautos setzte sich ungefragterweise auf den Beifahrersitz meines Wagens und schaute mich mit ziemlich verärgerter Miene an. "Fragen Sie jetzt nichts, und drücken sie verdammt noch mal auf's Gaspedal", sagte sie mit für die momentanen Verhältnisse recht ruhigem aber doch sehr durchdringenden Ton.

Völlig verdattert nickt ich nur und schaute mich kurz um. Die Lücke war noch immer da, da sich in den letzten Sekunden (lange konnte es wirklich nicht gedauert haben) die Autos neben und hinter dem Gewitterausbruch nicht bewegt hatten. Ich peilte sie an und gab Gas Richtung Ausfahrt.

 Jens Hofschröer, 14.04.2001 weiter
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