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Fluchtversuche

Der einzige Vorteil der sich aus der Bewegung des Autos ergab war, daß sich die Gliedmaßen meiner aufgedrängten Begleitung aus meinem Körper entfernten. Der Nachteil war, daß ich jetzt Kopfüber in meinem Gurt hing. Sollte ich den gleichen Versuch wagen wie sie, würde ich mit Sicherheit noch mehr Kopfschmerzen davontragen.

Meine Mitfahrerin, Clara hieß sie sagte sie, lag leicht verknotet auf der Innenseite des Autodachs. Wäre ich selber nicht in einer so unglücklichen Lage hätte ich bestimmt über diesen Anblick gelacht. Sie schaute sich etwas hilflos um, um ihre neue Lage abzuschätzen. Im Gegensatz zu mir hatte sie jetzt den Vorteil nicht mehr in ihrem Gurt gefangen zu sein.

Langsam löste sich der Knoten und streckte die Hände in Richtung der Beifahrertür. Fast wie in Zeitlupe. Demnach war Clara entweder kraftlos oder in Trance. Beinahe an der Tür angelangt gab es jedoch einen kleinen Rückschlag in ihrem Versuch unserem Gefängnis zu entfließen. Ihr links Knie verlor den Halt und sie rutschte wieder in meine Richtung zurück. Das Auto schien das recht amüsant zu finden und schüttelte sich etwas beim Lachen.

Der nächste Fluchtversuch war etwas erfolgreicher. Sie erreichte den Türgriff und zog daran. Die Tür folgte nicht gleich der Aufforderung sich zu öffnen aber ein kleiner Schubs überzeugte sie dann doch. Clara krabbelte aus dem Auto auf die grüne Wiese hinaus. Nach ein paar Versuchen wieder auf die Beine zu kommen konnte ich dann nur noch ihre Schuhe sehen.

 Jens Hofschröer, 19.07.2001 weiter
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