Der Schneemann

 

11.01.2001

Es war ein bischen schwer, in der eintönigen Häuserzeile was besonderes auszumachen, das sich finden lassen wollte. Nicht dass die Häuser hier so besonders dicht aneinander standen. Es war keine Großstadthäuserzeile, durch die man nicht duchsehen konnte, weil die Häuser sich gegen die Kälte so nah aneinander kuschelten, dass sie sich nur durch die unterschiedliche Farbe ihres Schmutzes unterschieden. Es war eine Kleinstadt-Vorstadt Häuserzeile, mit Platz zwischen den einzelnen Mitgliedern, durch den man hätte durchsehen können, wenn nicht alles vollgeschneit im Dunkeln gelegen hätte. Die Straßenlaterne faszinierte sich selber mit einem Glitzerspiel auf den umherfliegenden Schneeflocken; die hatte auch keine Zeit. Also war es schwer und darum brauchte Bruno so lange, um da was gescheites auszumachen. Viel Staken, viel Luftverdrängung mit der Nase, die einige thermische Iritationen in ihrer Umgebung auslöste (bei dem ganzen Schnee ließ sich das sogar bildlich verfolgen!). Aber dann. Er war staken usw. gewöhnt, das hatte er schon sein Leben lang gemacht, wenn auch nicht bei Schnee und Eis und Matsche. Aber sowas konnte man sich ja auch nicht immer aussuchen. Bei allem Augen-zu-und-durch war es fast ein Wunder, dass er den kleinen runden, leuchtenden, aus dem Gesicht eines Hauses hervorstehenden Knopf nicht übersah. Der lächelte ihn in aller Seelenruhe an, als freue er sich über das fieselige Treiben um ihn herum und würde am liebsten aus seiner Befestigung heraushüpfen und mit dem Sehnee herumtollen. Freundlich leuchtete er in die Straße hinein und warf allen, die es sehen wollten, ihr lustiges "3" entgegen. Bruno stutzte. Er geisterte noch einmal mit seinem verdeckten Gesicht die Welt um ihn herum ab, durchmaß noch einmal das Wehen, sondierte noch einmal den Boden, die Pfützen, die weißen Flächen in den Vorgärten um ihn herum. Er täuschte sich ja gelegentlich (sogar gelegentlich öfter meist), aber nach dem Marsch hier her, mit zerfrohrenen Knochen und einer eisig kalten Nase fiel sogar das schwer. Zumal wenn man auch nach mehrmaligem Reiben der (fast zugefrohrenen) Augen immer noch das Gefühl hat, die Lampe da am Haus zwinkert zu einem herüber.

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