Der Schneemann

 

28.01.2001

Auf einen schnellen Blick zum Haus hinüber versicherte er sich, dass das Zeichen noch da war. Es wäre ärgerlich gewesen, wenn es sich nur als Halluzination unter extremer Kälte herausgestellt hätte. Er dachte für einen kurzen Moment darüber nach, wie er seiner Verzweiflung dann Ausdruck hätte verleihen können. Es fiel ihm aber nichts ein, was ansprechend deutlich machen würde, was das Zeichen ihm bedeutete. Seit Wochen und Monaten war er auf der Suche nach so was. Etwas, das ihm zeigen konnte, wo er seinen Bruder finden konnte. Eines Tages war er aufgewacht und hatte beim Kratzen am Kopf dieses seltsame Gefühl gehabt. Nicht das Jucken, das war immer da, wenn er im Schlaf seinen Kopf immer und immer wieder durch das Kissen geschleift hatte. Nein, es war wie die verwehte Erinnerung an einen Rückstand aus dem Traum, den er gehabt hatte. Er selbst kam darin vor und einige andere auch sehr verwegene Gestalten. Er hatte über seine eigene Erscheinung nie so recht nachgedacht, aber wo er versuchte, sich an den Traum zu erinnern, wühlte er in seiner Vergangenheit herum und das gab klebrige Finger. Er saß noch aufrecht in seinem kleinen Bett, an das Kopfteil gelehnt und schaute auf seine Finger herab, an seinem Oberkörper, der unter der Decke hervorragte. Einige Brocken seiner Vergangenheit mussten von außen ganz schön verwirrt aussehen. Wie der Traum. Wie der Typ, der in dem Traum sein Bruder gewesen war und ihm winkte und ihn rief (glaubte Bruno) und gestikulierte. Und verschwand. Diesen Morgen war er noch eine ziemliche Weile verwirrt und von Gedanken verfolgt in seinem Bett geblieben und hatte angestrengt nachgedacht. Hätte er morgens Frühstück ans Bett bekommen, wäre es wohl kalt darüber geworden. Aber das war wichtiger als ein Ei. Kaffee brauchte er auch nicht mehr zum wach werden. Als er schließlich doch aufstand, hatte er sich überlegt, zu versuchen, den Mann aus dem Traum zu finden. Irgendwas war dabei gewesen, was ihn überzeugt hatte, dass es nicht nur ein Traum war. Allerdings: wenn man morgens direkt nach dem wach werden eine Stunde angestrengt nachdenkt, kann man sich wohl so einiges einreden. Aber so was dachte er da noch nicht. Das kam erst später ein paar mal, als er herumirrte und eigentlich keine Ahnung hatte, wo er das tatsächliche Ebenbild des Traumes suchen sollte. Den ganzen Schnee, die rufenden Menschen, das Leuchten und den winkenden Typen mit der schiefen Nase.

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