Der Schneemann

 

01.02.2001

Das lag ein paar Wochen zurück. In denen hatte Bruno seinem Enthusiasmus jenes Morgens alle Eher zu machen versucht. Das ist anfangs ziemlich einfach. Man streitet einfach los, erst mal raus aus dem Haus (nach einem ordentlichen Frühstück versteht sich; man weiß ja nie!) und die Umgebung absuchen. Es gibt so eine Ahnung, dass der Traum, der immerhin so real war, dass morgens noch Spuren davon im Zimmer zu finden waren, nicht weit weg stattgefunden haben kann. Die Gesichter der Mitwirkenden liegen noch ganz klar vor den Augen, es ist der Geruch des Schnees da und das Kitzeln der Flocken auf der Nase. Unmittelbare Eindrücke legen Tatorte unweit des Kitzelns nahe.

Dann bemerkt man, dass gar kein Schnee liegt. Selbst heute, bei der ganzen Technik, die wir angehäuft haben, sind Schneeträume ohne Schnee schwer zu denken. Träume sind schließlich keine Skisport-Veranstaltungen, wo gerne auch mal nachgeholfen wird. Sehr schnell lässt bei dem Herumgerenne und Sich-Umschauen und nachdenken und enthusiastisch sein die Wirkung des Frühstücks nach. Viel frische Luft (denn winterliche Temperaturen waren immerhin) tun ein übriges, um der Zielstrebigkeit Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Häufig genug geht man dann einfach nach Hause. Als Versuch wird die Suche immerhin gelten und das ist ja schon mal was, wenn der Auslöser ein Traum war und die Motivation sich aus viel Nachdenken ohne Frühstück herleitet. Bruno ging nicht und das müssen wir ihm wohl hoch anrechnen. Ein kleiner Kerl zieht weiter seine Runden. Als Hinweise dient so ziemlich alles, was sich nicht gegen eine Vereinnahmung wehren kann oder will. Wetterkarten aus dem Fernsehen sind dabei ("Vielleicht etwas Schnee in mittleren Höhenlagen"), achtlos hingeworfenen Bemerkungen zweier Mittagspäusler vor eine Bürohochhaus, Zeitungskioskauslagen, aber auch ein ordentlicher Anteil Intuition und nicht zu vergessen: Zufall.

Einige Wochen zogen so mit Bruno dahin. Wenn das Ziel immer so kurz vor Augen scheint, gibt es kaum etwas zu Verzweifeln. Meist auch kaum etwas zu essen, aber ein bisschen doch, das reicht, weil ja das Ziel immer kurz vor Augen scheint. In diesem Teufelskreis kommt man ganz schön rum.

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